Der elementare Bildungsbereich steht in den nächsten Jahren vor vielfältigen Herausforderungen: Einerseits wird der Bedarf an elementarpädagogischer Bildung und Betreuung aufgrund des steigenden Bevölkerungswachstums, neuer Familienmodelle und einer wachsenden Besuchsquote der elementaren Bildungseinrichtungen zunehmen, andererseits wird sich der Bedarf an zusätzlichen Elementarpädagog*innen durch den Übergang nicht weniger Betreuungspersonen in Pension/Ruhestand spürbar erhöhen. Zudem wechseln viele ausgebildete Elementarpädagog*innen nach wenigen Jahren das Berufsfeld oder steigen nach Abschluss der Ausbildung erst gar nicht in diesen Beruf ein.
Die Inanspruchnahme elementarer Bildungseinrichtungen hat in den letzten rund 50 Jahren stetig zugenommen
Wurden im Zeitraum 1972/73 noch knapp 129.000 Kinder in Kindergärten betreut, ist die Zahl bis 2020/21 mit 227.000 betreuten Kindern um über 75% gestiegen. Im selben Zeitraum hat sich die Anzahl der in Krippen bzw. Kleinkindbetreuungseinrichtungen versorgten Kinder fast verzehnfacht (von 4.888 im Jahr 1972/73 auf 47.832 im Jahr 2020/21).
Das bedeutet, dass es ein Plus von 30.550 Bildungsplätzen bis 2030 geben wird und die Gesellschaft diese Bildungsplätze dringend nötig hat
Da eine Erhöhung des Personalbestandes nicht zu erwarten ist, wird es auch zu keiner Steigerung der Betreuungsquote kommen. Umgekehrt bedeutet dies, dass nicht für alle Kinder, für die ein Betreuungsplatz nachgefragt wird, ein Betreuungsplatz zur Verfügung steht und sich die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach Bildungsplätzen in den nächsten Jahren vergrößert.
Die Fachkraft-Kind-Relation erhöht sich im negativen Sinn durch die Verringerung des Personalstandes und der positiven Entwicklung der Betreuungsquote. Dies bedeutet eine Verschlechterung der Strukturqualität und eine höhere Belastung für das Fachpersonal. Im Kontext der Befragungsergebnisse zu den Arbeitsbelastungen und -bedingungen des Personals ist anzunehmen, dass dies wiederum zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und folglich zu einer erhöhten Dynamik des Abgangs aus dem Beschäftigungssystem der Elementarpädagogik führt, was wiederum die Fachkräfte-Kind-Relation erhöht.
Als schnelle Lösung wird mehr Assistenzpersonal eingesetzt, welches aufgrund von Kurzausbildungen schneller rekrutiert werden kann oder ermöglicht die Ausschöpfung der Besetzung durch „Nachsichten“. In diesem Fall würde sich zwar die Fachkräfte-Kind-Relation erhöhen, aber nicht die Personal-Kind-Relation. Leider führt aber auch eine Reduktion der qualifikatorischen Voraussetzungen zu einer Verringerung der Strukturqualität.
Zusatzinformation:
- Bei Beibehaltung der Strukturqualität erhöht sich der Bedarf an qualifiziertem Personal bis 2030 um rund 4.700 Stellen
- Bei zusätzlichen Verbesserungen der Strukturqualität in Form der Fachkraft-Kind-Relation ist ein zusätzlicher Bedarf von +11.200 qualifizierten Betreuungspersonen bis 2030 zu erwarten